Rückblick: Klassenspiel der 5./6. Klasse "Peronnik"

Am 21. und 22. April machte sich „Peronnik“ im grossen Saal der Rudolf Steiner Schule Kreuzlingen auf eine abenteuerliche Reise voller Gefahren und zu bestehender Aufgaben: Die 5./6. Klasse brachte das Singspiel von Heinz Bähler unter der Leitung von Musiklehrer Johannes Luchsinger und Klassenlehrerin Janine Trick auf die Bühne und erntete grossen Beifall aus dem voll besetzten Saal.

Ein Trommelwirbel, das Horn steigt ein, die Ouvertüre erklingt, ein Motiv, das in den folgenden eineinhalb Stunden immer wiederkehren wird. Neben den Musiker:innen – Baritonhorn, Bratsche, Geige, Harfe, Klavier, Perkussion, Querflöte – stehen die Fünft- und Sechstklässler:innen und stimmen das erste Lied des Stücks an: Peronniks Wanderlied. Es erzählt den Hintergrund zur Hauptfigur, während Peronnik die Bühne betritt – rote Filzkappe, Leinenhemd mit grüner Weste, braune Hose, Gürtel mit zahlreichen Utensilien. Er verkörpert direkt, was die Zuschauer:innen mit dem Lied erfahren: Er ist ein umherwandernder Lausbub, lebt in den Tag hinein, ist ohne Besitz, bis auf die Dinge, die er an seinem Körper trägt, dabei dankbar und fröhlich wie die Musik.

Ein Gürtel voller „Schätze"

Direkt zu Beginn trifft Peronnik auf einen vorbeikommenden Ritter, der von einer goldenen Schale und einer Lanze aus Diamanten berichtet, die der böse Zauberer Rogéar vom König gestohlen hat. Gleichzeitig erfahren Publikum und Peronnik, welch beschwerlicher Weg und welche Aufgaben vor ihm liegen, um in Rogéars Schloss zu gelangen. Viele Ritter machen sich auf den Weg und kehren nicht zurück. Dennoch will auch Peronnik die Reise wagen. Mit dabei hat er eine Schlinge, einen Sack, eine Flöte, einen Rosenkranz, einen Schinken, eine Brotkante. Was braucht er schon mehr als seine List und das, was er am Gürtel trägt? Und so gelingt es schliesslich Peronnik als einzigem bis zu Zauberer Rogéar vorzudringen. In Liedern, Tänzen und in Mundart gesprochenen Szenen verfolgen die Zuschauer:innen Peronniks Reise begleitet vom Füllen Rogéars durch den Zauberwald, sehen, wie er den Zwerg überlistet, von dessen Baum einen Apfel pflückt, wie er den Löwen mit der Schlangenmähne überwältigt und die lachende Blume erhält, wie er Felsen-, Wasser- und Feuerwesen in luftigen grünen, blauen und roten Gewändern trotzt, jeglicher Versuchung widersteht, am Drache und am sechsäugigen Riese vorbei bis zur schwarz gekleideten Frau und mit dieser zum „Showdown“ ins Schloss Rodégars gelangt.

Doppelt so kräftiges Finale

Aus den in den vorderen Bänken eng an eng sitzenden Kindern hört man aufgeregtes Lachen und ein: „Des isch luschtig!“ Komische Momente wechseln sich im Stück mit ernsten Dialogen und düsterer, mystischer Stimmung ab, getragen durch die passende Musik und Lichteffekte. Ein Highlight ist der Einsatz der Nebelmaschine, der die schwarz gekleidete Figur, die die Pest und damit den Tod verkörpert, bedrohlich begleitet. Zuständig für Nebelmaschine und Licht ist der Klassenlehrer der 2. Klasse, Oliver van der Waerden. Seine Klasse gesellt sich kurz vor Schluss zum Chor der Fünft- und Sechstklässler:innen dazu. Gemeinsam singen sie das Finale, in dem Rogéar am Apfel aus Peronniks Hand stirbt und Peronnik mit Lanze und goldener Schale in der Hand zum neuen König gekrönt wird. „Es war schon oft so, dass höhere Klassen von jüngeren Schüler:innen unterstützt wurden. Am Schluss ist die Musik dreistimmig und klingt dank der 2. Klasse doppelt so kräftig“, erklärt die Klassenlehrerin der 5./6. Klasse Janine Trick – ein würdiger Abschluss.

Ein Stück zum Verlieben

Vor acht Jahren war es ebenfalls der Klassenlehrer der 2. Klasse, Oliver van der Waerden, der den Musiklehrer Johannes Luchsinger auf das Singspiel aufmerksam machte, als Peronnik zum ersten Mal an der RSSK aufgeführt wurde: „Damals habe ich mich in Musik und Lieder und die humorvolle, aber auch gehaltvolle, tiefe Geschichte absolut verliebt!“ Kein Wunder, dass der Musiklehrer das Stück der 5./6. Klasse vorschlug. Mit Johannes Luchsinger machten die Schüler:innen bereits nach den Herbstferien die ersten Berührungen mit Figuren, Geschichte und Musik. Sie fanden das Stück „auch gleich cool“, sagt Finn, der bis zur Hälfte die Hauptrolle spielt, danach wechselt er mit Mitschülerin Jasmine das Kostüm.
„Wir haben viel rhythmisch gesprochen und uns so über den Sprachrhythmus die Lieder erschlossen. Bei manchen Stücken sind die Melodien so einfach, dass es mehr über die Melodie ging. Ich habe auch viel vorgesungen und am Klavier begleitet. Jede Stunde kam etwas Neues dazu, abwechselnd leicht und schwer. Das Bekannte haben wir wiederholt und Verschiedenes wie auch mal einen Kanon ausprobiert“, berichtet Johannes Luchsinger aus dem Musikunterricht, in dem parallel die Geschichte Peronniks weitererzählt wurde.

Welche Rolle passt?

Janine Trick war mit ihrer damaligen Klasse bei der Aufführung vor acht Jahren ebenfalls dabei: „Und doch ist alles wieder neu!“ So auch die Verteilung der Rollen, die vor den Fasnachtsferien vorgenommen wurde. Finn erklärt, wie er und seine Mitschüler:innen zu ihren Figuren kamen: „Jeder hatte einen Zettel, auf den er schreiben durfte, wen er spielen will. Dann haben die anderen aus der Klasse dazugeschrieben, was sie denken, welche Rolle zu wem passt.“ Daraus fand sich für jede:n die geeignete Aufgabe. „Niemand war unzufrieden. Ich habe nur noch die vielen kleinen Rollen verteilt, damit es hinter der Bühne mit dem Umziehen passt“, erinnert sich Janine Trick.


Was zählt, ist der Prozess

Bis nach den Fasnachtsferien konnten alle ihren Text, in den letzten zwei Wochen vor den Aufführungen wurde intensiv geprobt, d.h. jeden Tag den gesamten Vormittag. Schliesslich geht es nicht nur darum, den Text auswendig zu können, sondern auch „Pausen, langsame Gesten und nicht alles in der Aufregung doppelt so schnell zu machen“, sagt Janine Trick. Das Wichtigste ist bei solch einem Projekt, so die Klassenlehrerin, „der Prozess selbst, nicht nur die Aufführungen am Ende. Es ist etwas Schönes und Bereicherndes für die Klassengemeinschaft. Alle haben gemeinsam Spass und versuchen, sich gegenseitig zu unterstützen. Alle arbeiten noch einmal anders zusammen als im Schulalltag. Man muss sich auf den anderen verlassen können."

Eine Gemeinschaftsarbeit

Das fertige Theaterstück – eine Gemeinschaftsarbeit, nicht nur von den Schüler:innen: Handarbeitslehrerin Vera Overhoff kümmerte sich um die Kostüme, fand manches, setzte manches anders zusammen und schneiderte manches ganz neu. Mit Christoph Steins entstanden die Kulissen für Wald und Schloss aus bemaltem Papier und Pappe. Bewegungs- und Tanzlehrerin Annette Gönner-Langendörfer studierte mit den Kindern die Tänze für die Bühne ein. Eltern halfen den Kindern beim Texte lernen. Das Instrumentenensemble aus sechs Musiker:innen probte für sich und schliesslich in der Generalprobe am Donnerstag mit der 5./6. Klasse. Gleichzeitig gelang es Johannes Luchsinger Förderbeiträge vom Programm "Jugend und Musik“ des Bundesamts für Kultur und der „Lienhard-Stiftung“ – beide hatten bereits Musiklager der Schule unterstützt – sowie einen finanziellen Beitrag von „Kultursee“ für die Aufführungen zu gewinnen. Die JKM, Jugendmusikschule Kreuzlingen, stellte Instrumente zur Verfügung.

Ein bisschen Lampenfieber und Stolz

„Ein bisschen aufgeregt“ waren die Schüler:innen dann schon vor der Aufführung und beim tosenden Applaus des begeisterten Publikums nach dem Finale sah man, wie der ein oder andere erleichtert schaute, die Schultern rollte oder durchatmete. „Ich hatte Angst, dass ich plötzlich zu leise spreche und anfange zu grinsen. Darum habe ich mich sehr gefreut, als die Leute geklatscht haben. Ich finde, je aufgeregter man vorher ist, desto mehr freut man sich danach. Ich habe gelernt, vor so vielen Menschen zu sprechen und an einer Sache dranzubleiben“, sagt Yuma, der den Zwerg spielt. Auch Janine Trick äussert sich stolz nach den Aufführungen: „Für mich war es eine Freude zu sehen, wie engagiert und tatkräftig sich jede Schülerin und jeder Schüler in das Gemeinschaftsprojekt eingebracht hat. Alle Kinder standen mutig und freudig vor dem Publikum. Sie haben alle ihr Bestes gegeben und sind dabei immer wieder über sich hinausgewachsen. Ich hoffe, dass sie diese Erfahrung wie eine kleine Schatzkiste im Innern noch lange im Leben begleiten wird.“

Einige Schülerstimmen

Mir hat es gefallen, dass man sehr viel mitentscheiden durfte, zum Beispiel bei der Rollenverteilung. Es war sehr schwer für mich, mich auf der Bühne zu konzentrieren und das Publikum zu ignorieren. Ich habe es am Ende doch geschafft und gelernt. (Levi)
 
Mir hat das Stück sehr gefallen, vor allem weil ich eine sehr lustige Rolle spielen durfte.
Im Theaterstück war für mich am Schwierigsten der Umbau der Kulissen.
Eines der wichtigsten Dinge, die ich gelernt habe, war, dass man sich manchmal wirklich auf andere Menschen verlassen muss, denn sonst geht alles schief. (Elisa)
 
Mir hat an "Peronnik" besonders gefallen, dass wir all den Zuschauern eine Freude machen konnten und dass manche sich sogar persönlich bedankt haben. Ich fand es schwierig, dass wir im Chor bei keinem Lied auf die Bühne schauen durften, weil einen sonst die Zuschauer nicht hören konnten. Das Wichtigste an "Peronnik" ist, dass alle Spaß hatten. (Ennio)

Ein besonderer Dank gilt den Musiker:innen

Baritonhorn: Steffen Schwarz, Geige bzw. Bratsche: Richard Haag, Harfe: Sephora Luchsinger, Klavier: Ljuba Brezger, Perkussion: Balint van der Waerden, Querflöte: Stefanie Bischof

und unseren Unterstützern:

Text und Fotos: Anika Mahler

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