Eurythmieaufführung Erde. Grain

Am Samstag, 07. September 2024, durften unsere abendlichen Besucher*innen Zeugen eines beeindruckenden Kunstwerks werden: Franziska Pressler war mit dem Eurythmisten Daniel Müller-Goldegg, der Cellistin Renata Schietzel und dem Lichtgestalter Eugeniu Visan angereist, um das Stück "Erde.Grain" im grossen Saal der Rudolf Steiner Schule Kreuzlingen aufzuführen.

In wahrlich schauspielerischer Meisterleistung trug Franziska Pressler, unterstützt von Mitgliedern des Mistral Ensembles, Texte und Gesänge vor, die auf verschiedenen Ebenen wirken durften. Die philosophischen Inhalte brachten teilweise Tiefgang und Dramatik mit sich, was sich durch die Ebene der Musik und der Bewegung beim Zuschauer voll entfalten konnte. Das Programm überzeugte durch seine Schlichtheit. Nur wenige Requisiten kamen im Laufe des künstlerischen Vortrags zum Einsatz. Wie Franziska Pressler einen einzelnen Stuhl, ein Halstuch oder einen Trenchcoat verwendete, um dem nächsten lyrischen Teil einen neuen Ausdruck zu verleihen, war höchst beeindruckend. 

Eine Reise auf den Spuren menschlichen Strebens

"Das Wort des Menschen sucht stets Sprache für das Unaussprechliche" war in der Ankündigung des Programms auf der Homepage des Ensembles zu lesen. Die Suche führte das Publikum von norwegischen und russischen Dichtern über Hölderlin, Schiller, Shakespeare bis hin zu Nietzsches Zarathustra. Mit glitzernden Augen und ausdrucksstarken Bewegungen trug Franziska Pressler die Worte und Gesänge vor und Daniel Müller-Goldegg untermalte mit eurythmischen Bewegungen einzelne Passagen. Die Reise führte nicht nur durch sonnige Gefilde, doch voller Licht wurden die Besucher*innen entlassen mit einem "Traum" von Olaf Hauge.

Wir danken dem Ensemble und vor allem Franziska Pressler für ihren Besuch und das künstlerische Geschenk, um das wir bereichert wurden.

 

Das ist der Traum

Das ist der Traum, den wir tragen,

dass etwas Wunderbares geschehen wird,

dass es geschehen muss –

dass die Zeit sich öffnet,

dass das Herz sich öffnet,

dass Türen sich öffnen,

dass der Berg sich öffnet,

dass Quellen springen –

dass der Traum sich öffnet,

dass wir in einer Morgenstunde gleiten

in eine Bucht, um die wir nicht wussten.

(Olav Hauge, 1908-1994, Original Norwegisch)*

Text und Foto: Lane Dürr

* Frankfurter Buchmesse 2019: https://norway2019.com/de/about-norway-2019/olav-h-hauge-and-the-poem (abgerufen 12.09.2024)

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