Rückblick Erntedankquartalsfeier
Am 2. Oktober konnte nach einem Jahr Corona-bedingter Pause die Erntedankquartalsfeier wieder stattfinden – ein Vormittag, an dem alle Klassen ihren Eltern auf der Bühne und auf dem Schulhof mit Stolz zeigen konnten, was in den letzten Wochen Teil ihres Unterrichts war.
„Es ist so schön, dass sich nach so langer Zeit endlich wieder alle hier versammeln konnten!“ Janine Trick, Klassenlehrerin der 4. und 5. Klasse, spricht aus, was diesen Samstag begleitete – eine grosse Freude aller, dass die Erntedankquartalsfeier stattfinden konnte und das bei brilliantem Wetter. In der Schule war bereits die ganze vorausgegangene Woche zu spüren, dass „etwas in der Luft lag. Meine Schülerinnen und Schüler waren sehr aufgeregt und haben auf ihren Auftritt hingefiebert. Schliesslich wollten es alle gut machen, wenn sie ihren Eltern zeigen, was sie gelernt haben!“, berichtete die Klassenlehrerin der 2. und 3. Klasse, Yvonne Wohlfeld.
Letzte Vorbereitungen
Auch am Freitag war die Vorfreude deutlich spürbar, als die letzten Vorbereitungen getroffen wurden: Liebevoll schmückten Eltern den Erntedankkranz, mit Zangen und Müllsäcken in der Hand sammelten Schüler*innen, was nicht auf dem Schulhof liegen sollte, man sah Lehrer den Hof fegen, die 2./3. Klasse bereitete den Teig für ihr Stockbrot.
Die 4./5. Klasse war ebenfalls noch einmal fleissig. In diesem Jahr durften die Schüler*innen um Klassenlehrerin Janine Trick den Apfelsaft für die bevorstehende Feier pressen. Dafür waren sie mit Unterstützung der 2. und 3. Klasse am Montag bereits zur Apfelernte in Illhart bei Wigoltingen, wo sie fast 500 kg Äpfel sammelten. Ein Grossteil der 33 Kisten wurde von Wolfgang Kaidel, der die Ernte initiierte, am Donnerstag zum Pressen gebracht. Sechs der Kisten wanderten in die Schule. Dort wurden am Freitag Äpfel geschnitten und entkernt, mit der Mostpresse von Hand gepresst und dann in Kanister gefüllt – bereit für den Ausschank am Samstag.
Die Früchte der Arbeit
Fehlte nur noch die Bühne. In diesem Jahr sollte die gesamte Quartalsfeier draussen stattfinden. Am Samstagmorgen war es die Aufgabe der 6./7. Klasse, eine Bühne auf dem Hof aufzubauen. So konnte es um 10.30 Uhr losgehen: Maria Haberstroh, langjährige Klassenlehrerin und Religionslehrerin an der Schule, begrüsste die versammelten Schüler*innen, Eltern und Kolleg*innen und übergab an die Kinder der 1. Klasse, die gemeinsam mit Klassenlehrer Oliver van der Waerden, die Früchte ihrer Arbeit als erste Gruppe zeigen durften. Mit Sprachübungen und dem Spruch „Wer will wandere i's Sunneland“ gaben sie den ersten Einblick in ihr Schulleben. Die 2. und 3. Klasse zauberte im Anschluss mit dem Gedicht „Der Lindwurm“ von Michael Ende dem Publikum ein Lächeln aufs Gesicht. „Das gemeinsame Arbeiten an einem Projekt tat allen gut. Man konnte richtig die Entwicklung sehen. Am Ende haben die Kinder alles sicher hinbekommen und hatten Freude an ihrem Auftritt.“, freute sich Klassenlehrerin Yvonne Wohlfeld.
Rhythmusgefühl
Gedichte, Lieder, Sprüche, Klatschspiele, Bewegung – das an der Quartalsfeier Aufgeführte stammt in der Regel aus dem rhythmischen Teil vor dem Epochenunterricht, mit dem der Morgen an der Steiner-Schule traditionell beginnt. „Die Kinder sollen erst einmal mit allen Sinnen aufwachen, bevor der Kopf dran ist.“, erklärte Janine Trick den pädagogischen Hintergrund. Besonders deutlich wurde am Beitrag der 4. und 5. Klasse, was der rhythmische Einstieg in den Schultag für die Schüler*innen bedeutet: Die Klassen zeigten eine Choreographie aus Klatschen und Gesang begleitet von Drehen, Tauschen, Aufheben und Abstellen eines Bechers. Vorab hatten die Schüler*innen von Janine Trick das Lied „Zug der Schwäne“ vorgetragen – ebenfalls Teil ihres rhythmischen Schulbeginns in den vergangenen Wochen.
Gedichte und Gesang
Richard Haag, Klassenlehrer der 6. und 7. Klasse, berichtete vom vergangenen Highlight seiner Klasse in diesem Schuljahr: einer Mehrtageswanderung im Wallis. Passend dazu war die Auswahl des Gedichts „Die Felswand“ von Conrad Ferdinand Meyer. Das Gedicht transportiere, so Richard Haag, genau das Gefühl, das seine Klasse und er auf ihrer Wanderung hatten, als sie am letzten Tag aus grosser Entfernung das Tagesziel, eine Hütte auf einer Felswand, als extrem kleinen Punkt in weiter Ferne entdeckten – scheinbar unerreichbar. Doch plötzlich war der Weg da und das Ankommen am Ziel doch möglich. „Das Gedicht nimmt dieses Gefühl auf.“
Mit dem Gedicht „Traurigkeit“ von Hermann Hesse aus dem Jahr 1944 war die 8. Klasse mit Klassenlehrerin Minka Maier ihrem Geschichtsstoff schon etwas voraus. Eigentlich startete die Geschichtsepoche mit dem Thema „Industrialisierung“, doch das Interesse an der Zeit des 1. und 2. Weltkriegs war offenbar so gross, dass die Lehrerin mit ihrer Auswahl einen kleinen Vorausblick auf die kommenden Epochen lieferte.
Szenenwechsel: Begleitet von Tuba, Hörnern, Geige und Akkordion ging es mit einer Tanzaufführung der 2./3. Klasse auf dem Schulhof rund um den Erntedankkranz weiter. Zu eingängiger Musik wirbelten Haare und weisse Kleider im Kreis und stimmten auf das gemeinsame Singen ein. 3- und 4-stimmig ertönten Lieder wie „Leer sind die Felder“, „Hejo, spann den Wagen an“ oder „Buuretanz“ unter Leitung von Musiklehrer Johannes Luchsinger.
Ein wichtiger Meilenstein im Jahreslauf
Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen konnte man anmerken, wie wichtig der Tag für die Schulgemeinschaft war. Schliesslich gehören die Quartalsfeiern fest zum Jahreslauf, wie Maria Haberstroh erklärte: „Das Jahr hat so viele Tage. Da brauchen die Kinder Meilensteine zur Orientierung. Das bieten die Jahresfeste und die Quartalsfeiern. Sie sind wie 'liebe Bekannte', die die Kinder jedes Jahr wieder treffen.“ Und natürlich bieten die Feiern auch einen Ort zum Zusammenkommen und Orientierung für Eltern und Kollegium. „So hören die Eltern nicht nur von mir am Elternabend, was ihr Kind im Unterricht macht. Sie sehen selbst, wie das Kind in der Klasse da steht und wie stolz es auf sein Gelerntes ist und sein kann.“, berichtete Janine Trick. Auch für das Kollegium sei die Quartalsfeier enorm wichtig: „Sonst würde jeder für sich allein vor sich hinarbeiten und gar nicht mitbekommen, was die anderen Klassen machen.“ Hinzu kommt, dass die „Aufführungssituation nochmals eine ganz neue Motiviation, die nicht vom Lehrer ausgeht,“ schaffe, sagte Richard Haag – und diese Motiviation war allerseits zu spüren.
Text: Anika Mahler (Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit)
Fotos: Anika Mahler, René Odermatt & Yvonne Wohlfeld (Apfelernte)